Filippa, Bartholomäus Lämmler: Der Landstreicher und seine Landschaften
Als Guy Filippa 1983, also vor fünfzehn Jahren, die bisher umfassendste Übersicht über Schweizer Volkskunst und naive Malerei vorlegte, genügten ihm einige Sätze, um das Leben Bartholomäus Lämmlers zu beschreiben. Mehr war damals einfach nicht bekannt, aber immerhin so viel, dass Filippa die weniger bekannten Bilder als Kleinodien der Volkskunst qualifizieren und einige Werke als die entscheidenden Inkunabeln und Vorbilder der Appenzeller Senntumkunst überhaupt erkennen konnte.
Die heute vorliegende Monographie geht weit über den früheren Wissensstand hinaus und erlaubt es, die Herkunft, das Leben und das Werk Lämmlers klarer zu beurteilen. Wir halten diese Arbeit Filippas für so wichtig, weil sie uns hilft, den Begriff der lokalen und regionalen Identität präziser zu fassen. Lämmlers künstlerisches Werk war, wie aus Filippas Forschungen hervorgeht, nur zu einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Voraussetzungen möglich, und es bestätigt Filippas früher aufgestellte Theorie, wonach hinter den Spitzenleistungen der Volkskunst immer eine individuelle Persönlichkeit steht.
Im Kontext der Schweizer Volkskunst im genannten Buch von 1983 zeigt sich bei der genaueren Betrachtung der einzelnen Regionen und Meister eine der sogenannten hohen Kunst durchaus gleichartige Vielfalt, so dass wir es in der Volkskunst ebensowenig wie dort mit einer fiktiven schweizerischen Identität zu tun haben. Für beide Bereiche galt schon vor Sevilla: La Suisse n’existe pas. Filippa enthüllt im Gegenteil die eng verknüpften Beziehungen von Tradition, Leben und Werk bei Lämmler und trägt damit wesentlich zu einer der aktuellen Definitionen des Begriffs Kunst bei, wo – um mit einem Begriff Filippas zu sprechen – in der engeren Heimat ein kleines Welttheater entdeckt wird.
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